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Krieg gegen die Ukraine

Willkommen

Georg Wilhelm Steller war ein Sonntagskind. Am 10. März 1709, einem Sonntag, geboren, erblickte er zunächst nicht das Licht der Welt. Die Hebamme erklärte ihn erstmal für tot. Eine Freundin seiner Mutter wollte das nicht hinnehmen. Sie hatte so großes Mitleid mit der frisch Entbundenen, dass sie den Säugling vom Leichenbrett nahm. Tatkräftig bearbeitete sie ihn mit warmen Tüchern. Nach einer halben Stunde erblickte er dann doch das Licht der Welt und tat seinen ersten Schrei.

Unter einem anderen Stern stand sein Lebensende. In Tjumen‘ in Westsibirien erlag er am 12. November 1746 einem hitzigen Fieber im Hause von zwei deutschen Wundärzten. Solche Erkrankungen hatte er schon in Halle während seiner Studienzeit und auf seiner langen Forschungsreise überstanden. Nun aber war die Erschöpfung zu groß, zu groß das Ausgeliefertsein lebensfeindlichen Mächten der Natur und den Menschen gegenüber.

Auf seinem einsamen Rückweg wurde er zwei Mal hunderte Kilometer zu Gerichtsverhandlungen zurückgeschickt. Hintergrund waren geänderte politische Verhältnisse in Russland. Es gab Anschuldigungen gegen ihn, die Bevölkerung von Kamtschatka gegen die russische Administration aufgewiegelt zu haben.

Foto: Tatjana Tatarenkova

Tatsache ist, dass seine Fürsorgefähigkeit, sein ärztliches und seelsorgerisches Können sowie seine praktische Vernunft das Überleben der Besatzung der gestrandeten „St. Peter“ auf einer menschenleeren Insel während eines langen Winters sicherte.

Tatsache ist auch, dass er dann auf Kamtschatka mit der Bevölkerung lebte. Neben seinen Forschungen unterrichtete er Kinder, sicher nach dem Vorbild des halleschen Waisenhauses. Er schrieb Briefe nach St. Petersburg mit der Bitte, die Bevölkerung weniger willkürlich und ungerecht zu behandeln.

Nach seinem Tod wurde er als Lutheraner außerhalb der Friedhofsmauern beerdigt. Nachdem Räuber die Leiche noch einmal freigelegt und bestohlen hatten, wurde er zum zweiten Mal begraben. Wenig später überschwemmte der Fluss Tura sein Grab.

Zwischen diesem Lebensanfang und diesem Lebensende liegen 37 Jahre. Davon verbrachte er 20 Jahre in seiner Geburtsstadt, der Freien Reichsstadt Windsheim, in Franken.

Danach widmete er sein Leben mit Liebe und Leidenschaft der Erforschung der Natur und der Menschen. Fünf Jahre akademische Ausbildung erhielt er in Wittenberg und Halle.

Auf seiner gigantischen Forschungsreise legte er mindestens 20.000 km zurück, alle drei Naturreiche erkundend. In seinen Arbeitsmethoden war er auf botanischem, zoologischem, mineralogischem und ethnologischem Gebiet sowie in der Pflanzenheilkunde seiner Zeit voraus. Seine universelle Bildung und sein Fleiß, seine Unerschrockenheit und Tapferkeit, die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit seines wissenschaftlichen Werkes machen ihn zum herausragenden Naturforscher seiner Zeit.

Trotzdem ist er heute fast vergessen. In tragischer Weise wurde er der Möglichkeit beraubt, die Früchte seiner übermenschlichen Anstrengungen zu Wasser und zu Lande zu ernten.

Die Internationale Georg-Wilhelm-Steller-Gesellschaft hat die Ehre mitzuhelfen,
diesen Mann aus dem Vergessen zu holen, sein Erbe zu pflegen und seine Bedeutung zu würdigen.

Die Veranstaltungen der Internationalen Georg-Wilhelm-Steller-Gesellschaft sollen vielen Menschen und gerade der jungen Generation Steller nahe bringen.

Seine große Liebe zur Natur und den Menschen und seine Leidenschaft, sie zu erforschen, haben ihn die Schönheit der Natur und das Licht der Welt – auch unter schwierigsten Bedingungen – zur Genüge sehen lassen. Daran können wir teilhaben, indem wir uns dem Menschen Steller nähern.

Die Internationale Georg-Wilhelm-Steller-Gesellschaft ist dankbar, mit der Ehrung von Georg Wilhelm Steller uns allen eine Horizonterweiterung zukommen zu lassen, die das Gute über das Böse hebt. Gerade auch im Hinblick auf die furchtbare Geschichte des russischen und deutschen Volkes im vergangenen Jahrhundert.

„Ungeduld und Verzweiflung“ war der Titel einer wunderbaren Ausstellung in den Franckeschen Stiftungen in Stellers 250. Todesjahr 1996. Zum 300. Geburtstag setzten wir 2009 „Liebe und Hingabe“ der Natur und dem Leben gegenüber dazu. Liebe und Hingabe an die Schönheit des Lebens ließen ihn und lassen uns trotz allem das Licht der Welt sehen.

Diese Horizonterweiterung und Bestärkung für den Alltag haben die Mitglieder der Internationalen Georg-Wilhelm-Steller-Gesellschaft in gelehrter Geselligkeit und geselliger Gelehrtheit erfahren.

Wir laden alle ein, dies mit uns zu teilen.